TIPHAN
Lyrik
Leseprobe

Vor dem Schlafengehen
Der Sommer fraß den Winter
und das Kind aß den Brei
Der Vater mußte verreisen
und die Schildkröte bewegte sich nicht mehr
Die Kanzlerin versprach sich
und die Früchte wurden reif
Die Monde nahmen ab
und die Leute sangen hoch
Die Lehrerin war verzweifelt
und die Häuser brannten
Die Werbung im Netz wußte plötzlich meinen Namen
und die Ritterspiele wurden nicht mehr finanziert
Der Bus fuhr weiter
und das Schlafen hatte Sinn
Oma starb
und ein Balkon wurde gemacht
Die Philosophin schlief mit einer EU-Zigarette ein
und Hans guckte nimmer in die Luft
Der Schein, von dem alle sprachen, war gar nicht wahr
und es gab Kekse, weil es winterte
Sein?
Lücken in der Zeit
Lücken im Gedächtnis
Im Verbergen sind wir alle gleich
Oder sind's die Berührungen
Oder ihre Ankunft an unseren Körpern?
Nichts ist voneinander zu trennen
Wo man auch hinfühlt, hindenkt
Wo man auch hin-ist
Lücken
Entkommen
Allein sein ist nicht schwer
Störungen und Ablenkung
Die Pole ein und desselben machen sich den Spaß,
Gemeinsamkeit zu erzählen
Die Alleine sind leicht
Die sie pflegen, rütteln sanft
Zu viele Seiten sind bedient
Somit ist's nicht eindeutig
Die Gemeinen wägen ab
An aller Gleichheit saugt der Bestand
Wieder werden wir verrückt
verloren
ist
gar
nichts
ist
gar
nichts
verloren
gar
nichts
verloren
ist
nichts
verloren
ist
gar
Du - Welt
Täuschungen
Lass sie doch Täuschung sein
Ein unansehnliches Rezept
Welt kommt - Welt geht,
Weil ich nur kurz den Träumen erliege
Wahrheit!
Lass sie Wahrheit sein
Ein Blutersonnenes Konstrukt
Wir bleiben - Wir sind,
Weil du so lang an etwas glaubst
Wirklich!
Lass sie wirklich sein
Ein sanftes Rühmen an der Zeit
In deinem Gedicht
Zu viele Worte geben nicht Acht,
machen die Zeit zwischen uns alt,
lassen nur Linien recht haben
An unseren Mündern
unausgesprochene Erfahrungen
Unsere Augen, nur Schirme unterm Regen
Zu viel Leben
Eine Menschenliebe hänselt uns
Du sagst es rückwärts
Von den halben Sachen
Erinnerungsprothesen
Der Begriff,
Ein überfüllter Sarg
Meine Knochen im Tanz
Steinzeitliches Gelb
Der nackte Weltbröselerzähler
hat Schimmer in mich gelegt
Nun fühl’ ich mich verstrahlt, entrissen,
zerrissen
Ausgesetzt in den Blasen der Spiegel
mit Untergängen befüllt
Mit Unterlassungen als Fraß,
der Menschlichkeit bereitgestellt
Ich bin nie bereit
Ich bin Leben
Halten gestreifte Lichter
von oben für mich an
nur für einen Augenblick
Ist das Leben vergessen
und auch sein Tod
nur für einen Augenblick
Tanzt es in mir
von Erden her
nur für diesen Augenblick
Ist das Leben erfüllt
und auch sein Tod
für diesen Augenblick
Noch die Wogen in mir
die sich vom Grau ins Bunte glätten wollen
Wogen des nächtlichen Geheuls
Der Wunsch nach Beendigung der Tiefenvermessung
meines Seins klart auf
Ich sehe den Flakturm im Norden
Ich sehe Menschen;
Ein Ozean des Leides in dem ich darauf poche,
das einzig wahre Entkommen
zelebrieren zu können, ein Tor zu finden
Dies alles, neben der gelernten Fantasie,
dieses Tor durchschreiten zu müssen
und mir, als Schwelle, die Angst zu nehmen
Ob es wohl regnen wird
am Heimweg?
Ungezählter Lumen
Frisch verliebt
Frisch gestrichen
Die Blumen noch grün hinter den Ohren
Frisch gebacken
Frisch gefischt
Und das Brot ans Meer verloren
Frisch rasiert
Frisch gekocht
Die Stoppeln ungezählter Lumen
Frisch gestrichen
Frisch verliebt
Die Ohren noch rot hinter den Blumen
Zur Kassa gehen
Gib nicht auf
Gib nicht her
Gib nicht ab
Gib nicht weg
Gib an
Gib zu
Gib ein
Gib aus
Mein Glück
So wartungsfrei
Etikettenschwindel in Reinform
Ich war in der Stadt...
Ich war in deinem Leben...
Ich war in deinem Bauch...
Mein Glück
Die beste Verzeichnismaschine
Bester Konsument seiner Produktion
Blindbacken
Die Sehnsucht nehm’ ich mit in die Küche
Bis zum Mixer, der ist defekt
Ist sie Salz, ist sie Zucker -
Der Kuchen geht nicht auf
Nur ich geh auf, geh ab mit angeglosten Wünschen
Die wollen nicht aschen,
nicht verglühen - stehts genug Bühne
Werd’ wohl wieder Erbsensuppe essen
Püriertes kleingehofftes Viel
Das Grün nehm ich auf,
bis zum Erfüllungsort meiner Alchemiezentrale
Die ist Defekt
Moderner Bruch
Früher; Die Blumen
Deine Knochen jung
Dein Leben eine Müllhalde
Früher; Küsse in angepissten Parks
Dazwischen; etwas Wollen
Meine Probleme
Meine Muskeln - nie da
Dazwischen; Ein Meister werden
Nun; die Blumen
Deine Asche im Becher
Dein Tot in Aussichtspalästen
Nun; Küsse in angepissten Parks
Vulkanes Selbstschiff
Gestern noch
Ein Abstand birgt Pausen
Jugend vernachlässigt
Nun in den Zeilen
Daran ist nichts zu träumen
Hässliches Erinnern flutet meine Wortkammern
Dekontamination schlägt fehl
Der Gehalt noch durch mich gereist - bedauert
Gestern noch
Angeblich Beständig
Lehnen an der Hauswand
Kuss, der keine Schatten wirft
Kaffee am Morgen
Mitgefühl - rund um die Uhr
Utopien-Ideen-Beschädigung
Nun - im Körper
Gehen, die Straßen bunt
Berührung, die keine Spuren braucht
Wein am Abend